SKAN-Körperarbeit

Anfang der 90er Jahre besuchte ich einmal einen Vortrag von Ram Dass, einem bekannten spirituellen Lehrer aus den USA. Nachdem er eine Weile gesprochen hatte, wollte er mit uns Zuhörern singen, doch außer ein paar kläglichen Piepsern war da nichts als peinliche Stille im Saal. Daraufhin sprach er über die Zeit, in der wir als Kinder übersprudelten vor Lebendigkeit, Lebensfreude und Spontaneität, wo wir nie auch nur einen Moment zögerten, wenn uns jemand zum Singen und Spielen aufforderte. Dann sagte er: "Was ist seitdem mit Euch geschehen?"
Diese Frage fuhr mir ein wie ein Blitz und ich fühlte mich gesehen und ertappt. Wie konnte es sein, daß Hunderte von erwachsenen Menschen von der Angst ergriffen waren, ausgelacht zu werden?

Die Arbeit von Wilhelm Reich, dem Begründer der Körperpsychotherapie und Schüler von Sigmund Freud, gab mir Antworten darauf. Reich hatte entdeckt, dass ein gesundes Baby durchströmt wird von Lebensenergie und Lebenskraft. Dieses freie Strömen im Körper führt dazu, dass jedes Gefühl, jede Empfindung ohne Verzögerung ihren adäquaten Ausdruck in Form von Gesten, Mimiken und Tönen findet. Das Baby macht sich keine Gedanken darüber, ob das, was es erlebt, richtig oder falsch sein könnte, es schreit, wenn es Blähungen oder Hunger hat und strahlt, wenn es sich freut.
Mit zunehmender Zeit lernt es allerdings, dass seine natürliche ungefilterte Lebendigkeit nicht immer erwünscht ist, daß die Zuneigung der Eltern nicht bedingungslos ist, dass es Zurückweisung erfährt wenn es schreit und tobt, vielleicht mehr Zuneigung bekommt, wenn es still ist oder lacht. So fängt es an, seine natürlichen Impulse zurückzuhalten, und hört auf, seiner Wut, Trauer, Stolz oder Lust Ausdruck zu verleihen. Um diese oft unerwünschten und bedrohlichen Gefühle kontrollieren zu können, lernt es flacher zu atmen und bestimmte Muskelpartien anzuspannen.

Diese Anspannungen werden über Jahre zu chronischen muskulären Kontraktionen die Wilhelm Reich den „Charakterpanzer“ genannt hat. Diese Panzerung führt dazu, dass das Kind mehr und mehr den Zugang zum lebendigen Kern mitsamt seinen Gefühlen, Körperempfindungen und natürlichen Impulsen verliert. Die Lebensenergie gerät zunehmend ins Stocken. Als "unanständig" wahrgenommene Bedürfnisse und Impulse werden immer weniger ausgedrückt bis sie irgendwann ganz aus dem Bewusstsein des Kindes verschwinden und Platz machen für das "brave Kind". Doch diese Emotionen und Regungen sind nach wie vor im Körper präsent. Jede Traurigkeit, jeder Zorn, jede Angst, die einmal erlebt, aber verdrängt oder unterdrückt wurde, ist im Körper in Form von Energie gespeichert und behindert das freie Fliessen der Lebensenergie.

Dennoch besteht in vielen Menschen die Sehnsucht, zu ihrem authentischen Kern zurückzufinden und von dort aus zu leben und anderen zu begegnen. Skan-Körperarbeit nutzt diese Sehnsucht und bietet einen effektiven Weg, die muskulären und emotionalen Blockierungen zu lösen und die verborgene Lebendigkeit und Vitalität zurückzuerobern.

Ziel der Arbeit ist es, dem Klienten seine Zurückhaltung und „Kontraktion“ als eigene Aktivität bewusst werden zu lassen. Erst dann kann er entdecken, dass er die Wahl hat, Dinge in seinem Leben zu verändern. Sie bietet einen Rahmen, in dem lange vergessene Gefühle ihren adäquaten Ausdruck finden können so dass ein innerer Freiraum wächst der einen neuen und befriedigenderen Umgang mit sich selbst und anderen ermöglicht. Hierzu werden Atemrituale, Bewegungssequenzen sowie Stimmarbeit und Elemente aus dem „Streaming Theatre“ verwendet. Skan-Körperarbeit kann sowohl in der Einzelarbeit als auch im Rahmen einer Gruppe stattfinden.